Politik & Gesellschaft

Das Geschäft mit der Wut – und was wir dagegen tun können

Stage 2
Ingrid Brodnig
Wutschüren ist ein Erfolgsfaktor im Netz und von der Wut profitieren auch digitale Plattformen, die damit Aufmerksamkeit und Werbemöglichkeiten generieren. Die Session behandelt, wie wut-fördernd Geschäftsmodelle der Social-Media-Apps sind, aber auch, wie wir diese ökonomische und technische Ausrichtung verändern und demokratischer gestalten können
Wer emotionalisiert, kriegt Likes, Kommentare und Shares. Und eine Emotion führt besonders deutlich zu Viralität, also dem rasanten Verbreiten von Inhalten: Die Wut. Das ist ein Problem, weil eine solche Verbreitungslogik jenen Stimmen helfen kann, die nicht nuanciert diskutieren, die mit Feindbildern und Schwarz-Weiß-Rhetorik arbeiten. Wir können online in vielen Fällen beobachten, wie zum Beispiel frauenfeindliche Stimmen, rechtsextreme Gruppierungen oder besonders boulevardeske Medien von diesen technischen Settings profitieren. Das Problem ist dabei auch: Social-Media-Unternehmen machen Geld mit dieser Logik. Ihr ökonomisches Modell baut auf der Emotionalisierung auf, die Aufmerksamkeit generiert (sogenannte „Eyeballs“ in der Werbesprache) – und den Preis dafür zahlen wir als Gesellschaft, die in diesem polarisierten und emotionalisierten Ökosystem komplexe Themen wie beispielsweise die Klimakrise diskutieren müssen. Die Session geht drei Fragen nach: Erstens, welche technischen und ökonomischen Eigenheiten der Plattformen (von TikTok bis Twitter) begünstigen Wut – welche Features der Software und des Designs verstärken Emotionalisierung und inwieweit wird mit Wut Profit generiert, kann man das sichtbar machen? Zweitens: Was bedeutet das für mich als User:in, wenn Wut und Emotionalisierung so profitabel sind? Denn es gibt ja tatsächliche gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, etwa Diskriminierung von Minderheiten, bei denen Wut eine angemessene und gesellschaftlich wichtige Emotion ist. Gleichzeitig aber wird Wut oft genutzt, auch im Internet, um benachteiligte Gruppen anzufeinden und kleinzuhalten. Gerade in der stark emotionalen, digitalen Debatte müssen wir über einen strategischen Umgang mit Wut und wut-begünstigenden Kanälen nachdenken. Das führt zur dritten Frage: Wie können wir ein anderes Internet gestalten – in welchem mehr Raum für Differenzierung ist und Wutschüren nicht das zentrale ökonomische Erfolgsmodell darstellt? Die Session behandelt, wo individuelle Strategien von uns User:innen sinnvoll sind und wo es rechtliche Änderungen braucht, sodass Wutschüren weniger zur Rendite beiträgt. Denn sowohl die ökonomische Logik als auch das technische Design der aktuellen Ausgestaltung des Internets lassen sich verändern – und verbessern.

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Type Vortrag
Language German

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