„Tag der UFOs“ - Flucht aus der angstbeladenen Realität?
Die menschengemachten Katastrophen auf der Erde, wie der Ukraine-Krieg oder der Klimawandel, kumulieren aktuell beängstigend. Verdient die eher theoretisch anmutende UFO-Thematik angesichts dieser konkreten Gefahren eigentlich noch unsere Aufmerksamkeit? Der Satiriker Hartmut Lühr meint 'ja' und widmet ihr sein nach zehnjähriger Pause neuestes Hörspiel Tag der UFOs, das er am 2. Juli ab 15 Uhr im Literaturhaus Berlin vor- sowie zur Diskussion stellt.
Ein Raumschiff steuert einen unbekannten Planeten an – aber ist dieser den Astronauten tatsächlich so fremd, wie es zunächst den Anschein hat? Und was gilt für die Wesen auf dem fremden Himmelskörper: Projizieren sie ihre Hoffnungen oder ihre Ängste auf die zu erwartenden Gäste? Diese Fragen sind so oder ähnlich in vielen Stoffen der utopischen Literatur zu finden und tangieren, je nach Medium und Qualität, auch philosophische Themen. Bereits Michael Gaida, der Nestor der deutschsprachigen Hörspielgroteske, ließ in der SFB-Produktion (heute RBB) 'Auf zur Venus' die Protagonistin daran zweifeln, dass es am vielgepriesenen Sehnsuchtsort eines exotischen Planeten ‚so gänzlich anders wird‘ als auf der Erde. Moderner Eskapismus hat eben viele Gesichter – aber sollte das Königsmedium ‚Hörspiel‘ sich als Fluchthelfer aus der Realität nicht zu schade sein?
Hierüber und über andere ungeklärte und ‚abgehobene‘ Fragen wird am 2. Juli, dem Welt-Ufo-Tag, mit dem Autoren Hartmut Lühr bei freiem Eintritt im kleinen Saal des Literaturhauses Berlin zu reden sein. Als Katalysator für die Diskussion dient ein kurzer Ausschnitt aus dem neuen Hörspiel, dessen Sendetermin beim RBB zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststeht. Lühr hält den öffentlich-rechtlichen Sender, der zuletzt wegen mutmaßlicher Korruption sowie mutmaßlicher Vetternwirtschaft in die Schlagzeilen geriet und damit die bestehenden Zweifel an der Legitimität der Rundfunkgebühren noch verstärkte, trotz allem für eine Einrichtung, auf deren Unterstützung die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg nach wie vor zählen können.
Der Autor und Mediensoziologe Lühr war u.a. für die Öffentlichkeitsarbeit des autonomen Berliner 'Kunsthauses Tacheles' in seinem friedlichen Kampf gegen die 2012 vollzogene Zwangsräumung durch die HSH-Nordbank verantwortlich. Er begleitet bis heute dort entstandene zivilgesellschaftliche Initiativen, wie 'Dudelstopp – gegen aufgedrängte Musik im öffentlichen Raum', und veröffentlichte 2021 die Video-Kurzdokumentation 'Nothing New But Abortive Gasp' über Antinatalismus in der Gothic-Szene.
Sein neues Radiostück 'Tag der UFOs' steht nach der Veröffentlichung im Literaturhaus Berlin am 02.07. auf www.hörspieler.de zum kostenlosen Herunterladen bereit.