Medien

Hören, was (auch) ist

Stage 5
Ellen Heinrichs
In diesem Talk soll es darum gehen, was Journalist*innen von der Mediation lernen können, und warum das gerade in krisenhaften Zeiten so wichtig ist: aktives Zuhören etwa, aber auch die Fähigkeit, sich mit Leuten zu unterhalten, deren Meinung man nicht teilt.
Immer erbitterter werden in Deutschland Diskussionen über den Umgang mit der Klimakrise und anderen gesellschaftlichen Herausforderungen geführt. Nicht selten gießen Journalist*innen dabei Öl ins Feuer, indem sie etwa Positionen überspitzen und Debatten als Duelle inszenieren. Journalismus ist viel zu oft Teil des Problems - dabei könnte er auch Teil der Lösung sein! Wie wäre es, wenn der journalistische Fokus nicht auf den Kontrahenten, sondern auf dem Publikum läge? Wenn es nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um Verstehen und Mehrwert ginge? Wenn Moderatoren nicht Ringrichter*innen, sondern Vermittler*innen wären, die den Beteiligten und dem Publikum ein besseres Verständnis für unterschiedliche Positionen ermöglichen wollten? Wenn Journalist*innen nach Gemeinsamkeiten, statt ausschließlich nach Unterschieden suchten? Journalismus hat das Potenzial, unserer Gesellschaft beim Verhandeln wichtiger Wege in die Zukunft zu helfen, indem Journalist*innen ihre professionellen Fähigkeiten dafür einsetzen, Fakten zu recherchieren, Kontext herzustellen und Menschen zusammenzubringen. Sie können der Kitt der Gesellschaft sein, anstatt zu ihrer Spaltung beizutragen. Was sie dazu benötigen, sind neue handwerkliche Fertigkeiten, die den traditionellen Werkzeugkasten ergänzen: Es geht um konstruktives Fragen und Zuhören. Empathisches Zuhören und konstruktives Fragen und sind eine Kunst, werden aber in der journalistischen Ausbildung nicht gelehrt. Soll aber das Ziel der journalistischen Arbeit auch die Suche nach Gemeinsamkeiten und möglichen Lösungen sein, dann ist es sinnvoll, das journalistische Repertoire zu erweitern und ergänzen. Dazu ist es nicht nötig, das Rad neu zu erfinden, denn es gibt bereits Berufsgruppen, die viel Erfahrung im konstruktiven Umgang mit Konflikten haben. Therapeut*innen oder Mediatorinnen etwa unterhalten sich professionell mit Menschen, die tief in Streitigkeiten verstrickt sind. Ihr Ziel ist es nicht, Öl ins Feuer zu gießen, oder die Lager fein säuberlich nach Pro und Contra aufzuteilen. Stattdessen geht es ihnen darum, Konfliktparteien durch konstruktive und lösungsorientierte Fragetechniken dabei zu unterstützen, Konflikte selbständig zu lösen und neue Perspektiven einzunehmen. Der Journalismus kann davon lernen.

Additional information

Type Vortrag
Language German

More sessions

Pending
Medien
Nonhuman Nonsense
Location: Flutgraben Welcome to AI-Bert’s Fresh Place, a supermarket run by an Artificial Intelligence, filled with “Personalized Solutions for Life on a Damaged Planet”! Can AI help us make different choices as ecosystems and value chains crumble? Could we trust an AI created in our own
Pending
Medien
Wassily Bartuska
Dive into an interactive glitch poem game. Can you escape the limbo and its ethereal inhabitants?
6/5/23
Medien
Juliane Löffler, Pia Stendera, Lena von Holt
Stage 5
In den vergangenen Jahren haben MeToo-Debatten dazu geführt, dass wir als Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein für Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse bekommen haben. Ausgelöst wurden sie in der Regel immer durch journalistische Recherchen. Darum soll es in dieser Diskussion gehen.
6/5/23
Medien
David Schraven
Lightning Box 2
Was folgt auf Massenentlassungen im klassischen Journalismus? Wir glauben an eine Gründungswelle der Aufklärung. In etlichen Kommunen, auf dem Land, entsteht eine Bewegung fern ab der großen Städte. Das besondere daran: Jede*r kann teilhaben. Wir schaffen den gemeinnützigen Journalismus.
6/5/23
Medien
Marc Jan Eumann, Paulita Pappel
Stage 4
The internet is for porn: Rund 30 Prozent des weltweiten Traffics ist pornografischen Ursprungs. Entsprechende Inhalte dürfen nur nach erfolgter Alterskontrolle angeboten werden. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) der Landesmedienanstalten ist für die Umsetzung zuständig – und geht mit Kritiker*innen ins Gespräch.
6/5/23
Medien
Dennis Horn
ARD Perspective Lab
ChatGPT macht Spaß. Es kann Essays schreiben, Drehbücher generieren oder Textbausteine fürs Marketing formulieren. Aber eins kann es nicht: streng mit Fakten umgehen. Für die Sportschau haben wir versucht, das GPT-Sprachmodell für Spielberichte zur Fußball-Bundesliga zu nutzen - und sind dabei schnell an Grenzen gestoßen.
6/5/23
Medien
Tina Lorenz
Stage 6
Von Mixed-Reality Opernabenden mit über 500 VR-Brillen im Saal, über sinfonische Videospielmusik-Konzerte oder einem bundesweiten Versandprogramm für 360° Theaterstücke, bis hin zu location-based gaming und surrealistischem Schauspiel in Augmented Reality: Das Staatstheater Augsburg macht Theater für das 21. Jahrhundert.