Medien

9,99 Euro für magische Wichs-Avatare

Oberhafenkantine
Barbara Wimmer
Wie würde mich eine künstliche Intelligenz (KI) porträtieren? Ich war neugierig und startete einen Selbstversuch. Über die sexualisierten Ergebnisse war ich schockiert, vor allem, weil ich dafür Geld bezahlt hatte. Für mich wurde damit eine Grenze überschritten.
Eine Firma aus Sunnyvale in Kalifornien verspricht auf ihrer Website, Foto- und Video-Bearbeitung zu demokratisieren. Doch stattdessen spuckte mir eine künstliche Intelligenz (KI) 100 magische Avatare aus, von denen 90 Stück bestenfalls als Wichsvorlage für heiße Männerträume zu gebrauchen sind. Der ganze Spaß kostete 9,99 Euro und die Firma schließt ihn ihren AGB die Rückerstattung des Betrags "unter allen Umständen" aus. Es gibt zwar einen Meldeknopf, den man als unzufriedene*r Nutzer*in des Services drücken kann, auf dem drauf steht "Ich bin mit den Bildern nicht zufrieden", aber als Reaktion bekommt man darauf nur eine Standard-Antwort. Eine echte Stellungnahme eines Menschen blieb ebenso aus wie etwa die Retournierung des eingesetzten Cashes, der per AGB ausgeschlossen ist. Als Betroffene von Sexualisierung fühlte ich mich nach dem Erhalt des Bildmaterials, das von einer künstlichen Intelligenz (KI) namens Stable Diffusion generiert wurde, extrem unwohl. Es regte mich wahnsinnig auf, so herabgewürdigt worden zu sein, obwohl ich das Bilder-Tool auschließlich mit Fotos von mir in Hoodies oder langen Kleidern gefüttert hatte. Die KI hatte allerdings einen völlig anderen Blickwinkel als ich: Sie nahm sich Elemente aus den Fotos, die ich gar nicht wahrnahm. Und sie setzte überall große Brüste und laszive Posen drauf sowie Gesichter, die nur entfernte Ähnlichkeiten aufwiesen zu meinem. Männer liesen mir als Feedback zukommen: "Ich weiß nicht, worüber du dich aufregst. Die KI hat dich optimiert und verbessert." Ich fühlte mich aber völlig überrumpelt. Ich hatte keine Möglichkeit, eine derart sexualisierte Darstellung von mir in irgendeiner Form zu verhindern. Muss ich mir das wirklich gefallen lassen, obwohl ich dafür bezahlt habe? Ist das eigentlich verbraucherschutzrechtlich in Ordnung? Würden bei einem Unternehmen, das in Europa sitzt, dieselben Maßstäbe gelten? War ich die Einzige, der das passiert ist? Wie haben sich die anderen gefühlt? Das, und was ich sonst noch daraus und über KI-Bild-Generatoren gelernt habe, möchte ich in dem Vortrag beleuchten.

Additional information

Type Vortrag
Language German

More sessions

Pending
Medien
Nonhuman Nonsense
Location: Flutgraben Welcome to AI-Bert’s Fresh Place, a supermarket run by an Artificial Intelligence, filled with “Personalized Solutions for Life on a Damaged Planet”! Can AI help us make different choices as ecosystems and value chains crumble? Could we trust an AI created in our own
Pending
Medien
Wassily Bartuska
Dive into an interactive glitch poem game. Can you escape the limbo and its ethereal inhabitants?
6/5/23
Medien
Juliane Löffler, Pia Stendera, Lena von Holt
Stage 5
In den vergangenen Jahren haben MeToo-Debatten dazu geführt, dass wir als Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein für Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse bekommen haben. Ausgelöst wurden sie in der Regel immer durch journalistische Recherchen. Darum soll es in dieser Diskussion gehen.
6/5/23
Medien
David Schraven
Lightning Box 2
Was folgt auf Massenentlassungen im klassischen Journalismus? Wir glauben an eine Gründungswelle der Aufklärung. In etlichen Kommunen, auf dem Land, entsteht eine Bewegung fern ab der großen Städte. Das besondere daran: Jede*r kann teilhaben. Wir schaffen den gemeinnützigen Journalismus.
6/5/23
Medien
Marc Jan Eumann, Paulita Pappel
Stage 4
The internet is for porn: Rund 30 Prozent des weltweiten Traffics ist pornografischen Ursprungs. Entsprechende Inhalte dürfen nur nach erfolgter Alterskontrolle angeboten werden. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) der Landesmedienanstalten ist für die Umsetzung zuständig – und geht mit Kritiker*innen ins Gespräch.
6/5/23
Medien
Dennis Horn
ARD Perspective Lab
ChatGPT macht Spaß. Es kann Essays schreiben, Drehbücher generieren oder Textbausteine fürs Marketing formulieren. Aber eins kann es nicht: streng mit Fakten umgehen. Für die Sportschau haben wir versucht, das GPT-Sprachmodell für Spielberichte zur Fußball-Bundesliga zu nutzen - und sind dabei schnell an Grenzen gestoßen.
6/5/23
Medien
Tina Lorenz
Stage 6
Von Mixed-Reality Opernabenden mit über 500 VR-Brillen im Saal, über sinfonische Videospielmusik-Konzerte oder einem bundesweiten Versandprogramm für 360° Theaterstücke, bis hin zu location-based gaming und surrealistischem Schauspiel in Augmented Reality: Das Staatstheater Augsburg macht Theater für das 21. Jahrhundert.