Wieviel ist uns eine inklusive Digitalisierung wert?

Trotz aller Unkenrufe schreitet die Digitalisierung in Deutschland voran. Gemäß dem OZG (Onlinezugangsgesetz) sollten bis Ende 2022 ca. 600 Verwaltungsdienstleistungen digitalisiert werden - von der Beantragung von Elterngeld, Führungszeugnis, Kfz-Kennzeichen bis zur Steuererklärung. Neben der gesetzlichen Anforderung besteht auch die gesellschaftliche Verantwortung, dass alle Gruppen, d. h. Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, jüngere und ältere, diese Leistungen nutzen können. Denn wir können die Chancen der Digitalisierung nur nutzen, wenn wir dabei niemanden ausschließen. Oft verhindern Probleme mit der Verständlichkeit von Formularen, Kompatibilität mit Hilfstechnologien (z. B. Screenreadern, Vergrößerungen), sowie die fehlende Nutzerfreundlichkeit (Usability) die digitale Zugänglichkeit, und damit barrierefreie Nutzung für Alle. Hindernisse wie enge Zeitpläne oder Kostenrahmen werden vorgeschoben, um zu begründen, warum digitale Anwendungen nicht barrierefrei umgesetzt werden. Oft sind es auch mangelndes Wissen oder nicht vorhandene Fachkräfte, die die effiziente Umsetzung nutzerfreundlicher und zugänglicher digitaler Anwendungen verhindern. Dienstleister und Auftragnehmer öffentlicher Stellen sollten sich bereits mit digitaler Barrierefreiheit auskennen, da dort mit der BITV 2.0 seit Jahren eine Verpflichtung zur Umsetzung besteht. Mit dem European Accessibility Act (EAA) und dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wird digitale Barrierefreiheit zukünftig auch Anforderung und Thema für Dienstleistungen und Produkte der Wirtschaftstakteure. Wir wollen mit Expert*innen und betroffenen Personen diskutieren, wie Digitalisierung inklusiv umgesetzt werden kann? Wer muss wie und wo investieren? Welchen Stellenwert hat es für uns als Gesellschaft, niemanden bei der Digitalisierung auszuschließen? Welche Kenntnisse und Expertise brauchen wir? Welche Rolle spielt der Staat als Auftraggeber? Welche die Wirtschaft? Wie können und sollten Expert*innen in eigener Sache (Personen mit Beeinträchtigungen) mit eingebunden werden?