Schatten des Verhängnisses

„Vielleicht sind wir nur zu gebannt von der Realität“ Warum werden Leben unterschiedlich gewertet und wo verlaufen die Grenzen zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit? Eingreifen in natürliche Lebensräume, Inkaufnahme des Verlusts kultureller und soziologischer Gruppen – und Gewalt ist immer noch politisches Mittel? Schatten des Verhängnisses ist eine audiovisuelle Text- Sound- Performance  nach Judith Butlers ethisch- politischem Band „The Force of Nonviolence“. Die Clips aus der 48 Stunden Live-Stream-Aufzeichnung aus der  Volksbühne spannen einen thematischen Bogen von Gewalt/Gewaltlosigkeit, Krieg, Destruktionstrieb und Liebe zu einem Plädoyer für die Anerkennung der Interdependenz allen Lebens. Als Feier der Entschleunigung in einem  space of reflection  werden Widersprüche und exkludierende Phantasmen herausgearbeitet die am Werk sind, wenn Akte der Gewalt legitimiert oder verdammt werden. Im Kontext der Selbstverteidigung entlarvt sich die Unterscheidung zwischen schutzwürdigem und nicht schutzwürdigem Leben, zwischen Leben – zu diesem Selbst gehörend und der Verteidigung wert – und Leben – das in der Wahrnehmung dieses Selbst nicht vorkommt, und damit keine Existenz darstellt, die Schutz verdient. Gesucht wird die Formulierung eines neuen, politischen Imaginären für eine Praxis der Gewaltlosigkeit: Jedes Leben muss betrauerbar sein. Ausgangspunkt, ein verlassen Zimmer, ein Innenraum, unbeirrbar wird der Akt einer theatralen Renaturierung vollzogen – eines Habitats, oder eines Kulturraumes. Ein Fenster, die Sicht auf ein Imaginäres freilegend, welches einen ambivalenten utopischen Horizont eröffnet. Digitale Illusion in einer Welt, die mit Konstruktionen, Phantasmagorien und deren Folgen zu kämpfen hat. [Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Suhrkamp und Verso.]