Arbeitswelten

Ich bin dann mal hier! Sind Digitalnomad*innen die neuen Kolonialherr*innen?

Hoppetosse
Astrid Maier, Daniela Marzavan
Barcelona, Lissabon, Tulum - noch nie war es so einfach, flexibel von überall her zu arbeiten. Aber macht das Digitalnomadentum den gesellschaftlichen Zusammenhalt kaputt? Lissabon etwa gehört inzwischen zu den teuersten Städten Europas. Die Jungen und die Alten fliehen - was bleibt, ist eine austauschbare Digitalnomadenkultur. Ginge das besser?
Barcelona, Lissabon, Tulum - noch nie war es so einfach, flexibel von überall her zu arbeiten. Und noch nie waren Unternehmen angesichts des grassierenden Fachkräftemangels so offen dafür, Ditalnomad•innen zu beschäftigen. Was aber als Post-Corona-Trend und als Befreiung aus der starren alten Arbeitswelt gefeiert wurde, wird in den bei Digitalnomad•innen beliebten Städten zunehmend zu einem gesellschaftlichen Problem.  Beispiel Lissabon: Jeden Monat ziehen 15 000 Menschen aus dem Ausland in die Stadt, um von dort aus zu arbeiten. Die Metropole lockt Digitalnomad•innen mit Niedrigsteuern, währen die Einheimischen hohe Steuern zahlen - und viel weniger verdienen. Das Ergebis: Lissabon ist nun die drittteuerste Stadt Europas. Nur in Paris und London sind die Mieten noch teurer. Die Einheimischen können sich nicht mehr leisten, dort zu leben und ziehen an die Peripherie.  Hinzu kommt: Einheimische und Zugezogene begegnen sich kaum, die sozialen Spannungen wachsen. Auch an den Stränden der Algarve lassen sich surfende Digitalnomaden nieder. Ein WG-Zimmer in der sonst unbedeutenden Stadt Sagres kostet ca 650 Euro. Das Phänomen der Digitalnomad•innen, die die einheimische Kultur kapern, um dann weiterzuziehen, wollen wir am Beispiel Lissabon und Portugal näher betrachten. Gerade Lissabon hat sich in den vergangenen Jahren seit Corona zu DEM Sehnsuchtsort für Digitalnomad•innen von Berlin bis New York entwickelt.  Wie ließe sich das besser machen? Gehören New Work und soziales Bewusstsein nicht vielmehr zusammen? Wie können Städte wie Lissabon vom kreativen Know-How der Digitalnomad•innen profitieren und zugleich die einheimische Innovationskraft und Wertschöpfung stärken? Der jährlich stattfindende Web Summit in Lissabon, der digitale Start-up-Gründer ins Land locken sollte, zeitigt bisher noch keine netto positive Bilanz auf die Wertschöpfung vor Ort. Darüber wollen wir auf diesem Panel konstruktiv diskutieren mit Digitalnomad•innen aus Lissabon, New Work Vordenker•innen und dem Publikum. Wie sehen die konkreten Zahlen aus, wie hat sich Lissabon verändert, wie sehen deutsche Digitalnomad•innen vor Ort das Problem und gibt es dafür überhaupt ein Bewusstsein? Vor allem: Wie ginge es besser, welche Besteuerungs- und Wohnmodelle haben anderswo bessere Ergebnisse gezeitigt und wird es Zeit, diese global auszurollen? Wie sollte das Arbeitsrecht auch in Deutschland angepasst werden, dass vielmehr Menschen aus Portugal für deutsche Unternehmen zu vernünftigem bürokratischem Aufwand arbeiten können?   

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Type Panel-Diskussion
Language German

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